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FCMoni Offline




Beiträge: 4.230

03.02.2005 18:13
RE: Warum ist Big Brother interessant? Antworten

Überlegungen, warum Big Brother interessant ist:

Die Inhalte von Big Brother sind banal. Die Bewohner des Hauses werden beim Kochen, Essen, Saubermachen, Duschen, Schlafen, dem Lösen der Tages- oder Wochenaufgaben und bei Gesprächen gezeigt. Bilder von Menschen, die sich die Zähne putzen, Pickel ausdrücken, mit der Katze spielen, eine Zigarette rauchen oder vor sich hinstarren, dominieren das Bilderangebot der täglichen Zusammenfassung.
Inhaltlich hat Big Brother so nichts zu bieten außer Langeweile. Die Bemühungen, Big Brother durch gruppendynamische Tages- und Wochenaufgaben spannender zu gestalten, scheitern trotz des Schnitts und der zeitweiligen Unterlegung der Bilder mit aktueller Popmusik. Selbst die Frage nach dem Ausgang des Spieles ist nicht in der Lage, einen Spannungsbogen zu schaffen, der Big Brother 100 Tage lang interessant macht. Auch die durch die RTL2 Werbung geschürten Hoffnungen auf Sexszenen oder Eskalationen jeglicher Art sind enttäuscht worden.
Zwar gab es Episoden, in denen Zlatko und Jürgen mit Zank im Haus für jede Menge Amüsement sorgten, doch waren diese Zwischenspiele nur von kurzer Dauer und Big Brother geht schließlich nach dem Ausscheiden von Zlatko weiter. Es muß also noch weitere Anreize geben, sich Big Brother regelmäßig anzusehen.
EndeMol hat richtig erkannt, daß der Diskussionsplattform um Big Brother großes Gewicht beigemessen werden muß. Die Inhaltslosigkeit Big Brothers dient als Basis, die es möglich macht, einen solchen Kult um Big Brother herum zu schaffen. Damit soll nicht gesagt werden, daß dieses Phänomen für Big Brother spezifisch ist. Zu vergleichen ist diese Art von Show mit den Wrestling-Kämpfen, deren Ablauf und Ausgang abgesprochen sind. Auch sie bestehen nur aus inhaltsloser Attraktion, da von vorne herein Sieger und Verlierer feststehen. Trotzdem wird ein großes Aufheben um die Kämpfe und die einzelnen Kämpfer gemacht, es entstehen Fankulturen und gruppeninterne Aufspaltungen, obwohl die Fiktion der Kämpfe und um die Personen der Ringer für das Publikum bekannt sein dürfte. Doch wie bei Big Brother ist die Bedeutung des eigentlichen Inhaltes uninteressant. Worum es bei derartigen Phänomenen geht, ist, daß durch ein mediales Konstrukt eine Gemeinschaft vermittelt wird.
Kern dieser Gemeinschaft ist der Austausch der Fans untereinander. Diese Kommunikation unter den Big Brother Zuschauern wird von EndeMol gezielt gefördert. Ein Mittel, den Austausch zu fördern, ist die Bereitstellung von über zwanzig Web Seiten, auf denen sich Foren befinden, in denen sich die Fans austauschen können. In diesen Foren werden von EndeMol Gerüchte verbreitet, die von den Fans aufgenommen und diskutiert werden. Ist so etwas erst einmal angelaufen, wird es bei entsprechender Popularität schnell zum Selbstläufer, die Fans beginnen eigene Mutmaßungen, Gerüchte und "Insider-Informationen" zu produzieren.
Das ganze Konzept EndeMols beruht auf der Idee, bei es nur darum geht, Menschen in einen medialen Kontext miteinzubinden und sich so für den Einzelnen die Möglichkeit bietet, auf eine Gruppe von Gleichgesinnten zu treffen. Es geht darum, den Anreiz zur Diskussion zwischen Menschen zu schaffen, die die gleiche Fernseherfahrung gemacht haben.
Vorteilhaft ist, daß Big Brother täglich läuft, so gibt es jeden Tag wieder etwas Neues zum Besprechen, allerdings geschieht nie so viel auf einmal, daß Neueinsteiger keinen Anschluß an die Fankultur mehr finden könnten. Es wird deutlich, daß die Spekulationen und der Austausch der Zuschauer untereinander für diese selbst viel interessanter sind als die Sendung an sich.

Ich will damit deutlich machen, daß Big Brother im Grunde kein radikales philosophisches Konzept in sich trägt und daher nicht zu vermuten ist, daß eine Sendung wie Big Brother den vielbeschworenen Untergang der abendländischen Kultur einleitet. Die Sendung Big Brother ist einfach nur eine Basis für den Aufbau einer sich austauschenden Fangemeinde, wie es schon viele gab. In der Konsequenz heißt das für EndeMol, daß Big Brother nichts als eine ganz gewöhnliche "Geldmachmaschine" ist, die in ihrer Form eine bekannte mediale Tradition der Provokation weiterführt. Fraglich mag allerdings sein, ob der Trend dahin führt, den Zuschauern immer extremere Formen der Unterhaltung liefern zu müssen.

Quelle: http://www.nolovelost.com/jire/bigbrother.htm#zizek

[ Editiert von Administrator FCMoni am 03.02.05 18:14 ]

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