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Rechtschreibreform: Nächste Haltestelle Kleinschreibung

In diesem Jahr endet die Übergangsfrist zwischen der alten und der neuen deutschen Rechtschreibung. Nun will die Kultusministerkonferenz die Vorbereitungen für die nächste Reform beschließen. Der Germanist Daniel Sanders vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim meint dazu: „Eine neuerliche Rechtschreibreform 2006 – also genau zehn Jahre nach der letzten – wäre ideal, ist aber utopisch.“ Viel wahrscheinlicher sei eine neuerliche Reform erst um 2016. Wichtigster Punkt dabei soll die Neuregelung der Groß- und Kleinschreibung sein.

Denn die Großschreibung ist die größte Schwierigkeit für Deutschlernende, schließlich ist das Deutsche neben dem Luxemburgischen die einzige Sprache Europas, in der Substantive und Substantivierungen groß geschrieben werden. Zuletzt hat das Dänische die Substantivgroßschreibung im Jahre 1948 abgeschafft, um sich angesichts der Zerschlagung des Dritten Reichs von der deutschen Sprache zu distanzieren. Selbst im Deutschen hat sich die Substantivgroßschreibung erst zwischen dem 16. und dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts durchgesetzt.

Auch die letzte Rechtschreibreform hat die Groß- und Kleinschreibung im Deutschen nur minimal vereinfacht. Dabei würde die Fehlerrate in der Schule allein durch den Wegfall der Substantivgroßschreibung um rund 50 Prozent sinken. Zudem ist die generelle Tendenz zur Kleinschreibung vor allem bei den modernen Kommunikationsmitteln wie der E-Mail oder der SMS zu beobachten. Kein Wunder also, dass immer mehr Sprachwissenschaftler die so genannte „gemäßigte Kleinschreibung“ anstreben, die nun offiziell eingeführt werden soll. In dieser werden künftig neben dem Satzanfang (dazu zählen auch Werktitel und Überschriften) nur Eigennamen mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben.

Doch auch andere Änderungen sind im Gespräch: So könnte man das „ß“ nach Schweizer Vorbild abschaffen – dies sei laut Sanders aber „ein Verrat an der deutschen Schreibkultur“ und ohne Abschaffung der übrigen Umlaute (ä, ö, ü) ohnedies nicht zielführend. Definitiv abgeschafft werden sollen aber das th (wie in „Thermometer“), das rh (wie in „Rheuma“) sowie das ph (wie in „Phantasie“), das auch nach der aktuellen Rechtschreibung immer noch erlaubt ist. Während Befürworter von einem längst überfälligen Schritt sprechen, sehen Kritiker hingegen den Untergang der deutschen Kultur als gekommen.