FREUNDSCHAFTEN sind nichts Selbstverständliches. Sie sind ein Geschenk und eine Aufgabe, denn eine Freundschaft lebt davon,daß wir uns umeinander bemühen.Oft bedarf es einer langen Zeit,bis das Wesentliche,das eine Freundschaft kennzeichnet,klar zutage tritt:die Sicherheit,daß sich zwei Menschen wirklich verstehen und einander vertrauen dürfen sowie die Gewißheit,daß sie sich aufeinander verlassen können.
Eines Tages sagte die Liebe zur Freundschaft: Wozu existierst du überhaupt, wo es doch mich gibt? Und die Freundschaft sprach: Weil ich fähig bin, dort ein Lächeln zu zaubern, wo du Tränen hinterläßt!
Ich war schon immer der Ansicht, daß das größte Privileg, die größte Hilfe und der größte Trost in einer Freundschaft darin besteht, daß man nichts erklären muß.
Katherine Mansfield (1888 - 1923), eigentlich Kathleen Beauchamp, neuseeländische Schriftstellerin, Erählerin und Autorin von Kurzgeschichten
Wir können nicht den exakten Moment benennen, in dem eine Freundschaft entsteht. Wie ein Krug, der Tropfen für Tropfen gefüllt wird, bis ein letzter Tropfen ihn zum Überlaufen bringt, so gibt es bei einer Freundschaft eine Vielzahl von Freundlichkeiten bis zu jener, die das Herz zum Überlaufen bringt.
James Boswell (1740 - 1795), schottischer Biograph
Die Welt ist so leer,wenn man nur Berge,Flüsse und Städte darin denkt; aber hie und da jemand zu wissen,der mit uns übereinstimmt,mit dem wir auch stillschweigend fortleben,das macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten.
Miteinander zu reden und zu lachen, sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen, gemeinsam schöngeistige Bücher zu lesen, gemeinsam zu scherzen und zugleich Achtung zu geben, gelegentlich anderer Meinung zu sein, freilich ohne Gehässigkeit, ganz so, wie man auch mit sich selbst im Widerstreit liegt, gerade durch Meinungsverschiedenheit die vorherrschende Eintracht zu würzen, einander etwas zu lehren und voneinander lernen, Abwesende schmerzlich vermissen, Zurückkehrende freudig empfangen, durch Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die von Herzen kommen, die sich in Miene, Stimme, Blicken und tausend freundlichen Gesten äußern, die Herzen wie Zündstoff entflammen und aus Zweien eins werden lassen.
Augustinus Aurelius (354 - 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger