Der im Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz aufgedeckte Massen-Betrug mit Patientenkarten weitet sich auf Hamburg aus. Das Hamburger Landeskriminalamt ließ am Dienstag die Geschäfts- und Privaträume von zwei Ärzten und drei Apothekern durchsuchen, die über gestohlene oder ungültige Chipkarten seit 2002 Leistungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet hatten. Dabei handele es sich nach Ansicht der Polizei voraussichtlich nicht um einen Einzelfall.
„Die Vermutung liegt nahe, dass es weitere Beteiligte gibt", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin zu FOCUS Online. Die Methode der Betrüger sei „sehr ähnlich“ wie im Saarland. Dort waren Versichertenkarten in einem Fitness-Studio gegen Geld eingesammelt und an Ärzte weitergeleitet worden.
Arbeitgeber sammelten Karten ein
Auslöser für die Ermittlungen in Hamburg war ein Fall, bei dem Arbeitnehmer eines Betriebes aufgefordert wurden, ihre Krankenversicherungskarten beim Arbeitgeber abzugeben. Über diese seien dann nicht erbrachte Leistungen abgerechnet worden. In anderen Fällen hatten die Ärzte auf vermisste Karten sogenannte „Luft-Rezepte“ ausgestellt, die den Kassen in Rechnung gestellt wurden, ohne dass die Apotheker dafür ein Arzneimittel abgegeben hatten.
Die Techniker Krankenkasse (TK) spricht von einem Schaden von „mehreren Hunderttausend Euro“. Eine Überprüfung der Abrechnungsdaten seit Januar 2002 habe ergeben, dass über mindestens 40 ungültige Patientenkarten Arzneimittel abgerechnet worden seien, so Frank Keller, Leiter der Ermittlungsgruppe „Abrechnungsmanipulation“ bei der TK. Dabei habe es sich vor allem um Magen- und Schmerzmittel gehandelt.
Die fünf Beschuldigten im Alter von 44 bis 67 Jahren dürfen ihre Praxen und Apotheken vorläufig weiter betreiben.